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Musiktheater

Seit 1994 ist der Bereich Musiktheater eine nicht mehr wegzudenkende Säule im Ausbildungskonzept der Kreismusikschule Wittenberg. Ausgehend vom Ansatz der ganzheitlichen musischen Erziehung ist das Musical mit seinem verbindenen Charakter der verschiedensten musischen Bereiche wie Gesang, Schauspiel und Tanz bestens geeignet, in jungen Menschen Können und Kreativität zu wecken.

Den Anfang dieser nun schon langen Tradition machte die Zusammenarbeit mit der Anhaltinischen Theaterwerkstatt unter der Regieleitung von Stefan Blüher. Unter dem Dach dieser Werkstatt waren Schüler aus den Musikschulen Dessau, Bernburg und Wittenberg an den Musiktheateraufführungen beteiligt.
Nach drei gemeinsamen Produktionen – “Rats”, “Le nozze di Cherubino” und “Down in the wally” – begann die Kreismusikschule Wittenberg in Kooperation mit der Choreografin Roswitha Porwol und ihrem Tanzstudio mit eigenen Produktionen.

Diese erfolgreiche Zusammenarbeit, insbesondere mit der Gesangsabteilung der Kreismusikschule unter der Leitung von Mechthild Andersch, war ein Garant der großen Erfolge. Schnell gab es auch singende Tänzer und tanzende Sänger. Durch das gute Zusammenwirken der einzelnen Fachbereiche der Kreismusikschule war es auch möglich, in bestimmten Produktionen die Musik von Instrumentalschülern live spielen zu lassen.
Nach den Lehrjahren bei der Anhaltinischen Theaterwerkstatt übernahm die konzeptionelle Regiearbeit Silvio Wiesner. Alle zwei Jahre konnten somit seither Produktionen aufgeführt werden – “friday night”, “Ritter Rost und das Gespenst”,“Der kleine Tag”, “SHU-HA-RI”, “Der Wasserkristall”, “Jim Knopf und die wilde 13” und “Der Regenbogen”.

In den Jahren zwischen den großen Produktionen wird eine Weihnachtsrevue von der Musiktheaterabteilung realisiert. Auch im Rahmen der jährlich stattfindenden internationalen Jugendbegegnung konnte eine Musiktheateraufführung mit dem Titel “Der internationale Musikexpress” gestaltet werden. Die Konzertreihe “Musik im Raum”, in der pantomimisch durch das Programm geführt wird, betreute auch unsere Theaterabteilung.

In unseren Musicals sind zwischen 100 und 200 Kinder und Jugendliche eingebunden. In der Regel beginnt die Probenarbeit 6 Monate vor der Premiere. In den letzten 4 Monaten gibt es Wochenpläne und Proben an den Wochenenden.
Alle an den Aufführungen beteiligten jungen Protagonisten wirkten mit großem Enthusiasmus mit. Sehr wichtig für solche zeitaufwändigen Produktionen ist vor allem auch das gute Zusammenspiel mit den engagierten Eltern der Schüler.

Parallel gibt es jährlich in den einzelnen Musikschulbezirken auch kleinere Musicalaufführungen u.a. in Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen. Der besondere Reiz dieser Unternehmungen ist natürlich, dass Jugendliche für Jugendliche, Kinder für Kinder und Jugendliche für Kinder spielen. Insbesondere bei den Kinderstücken im Vormittagsbereich für Schulen ist die Begeisterung unglaublich.

Insgesamt gesehen ist das Musicalangebot für Laiendarsteller (Musikschüler) für bestimmte Zielgruppen eher problematisch. Das, was man realistisch und qualitativ sehr gut mit Schülern leisten kann, bezieht sich auf die Gruppe der eher sehr jungen Zuschauer. Hier gibt es hervorragende Stücke. Für Jugendliche und junge Erwachsene sind die vorhandenen Angebote gering. Punktuell können aber unsere Protagonisten durchaus Lieder aus den bekannten “großen” Musicals interpretieren. Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht. So konziperten wir auch Musicalcollagen. Es wird ein auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Szenario geschrieben und mit vorhandenen, bekannten Melodien und eigenen Choreografien punktuell gefüllt. Dadurch gab es auch die Möglichkeit, mit anderen Einrichtungen zusammenzuarbeiten und somit das Werk noch attraktiver zu gestalten. In unserer Produktion “SHU-HA-RI” zum Beispiel wirkte eine Karate-Schule mit. So erweiterte sich auch der Kreis der Kinder und Jugendlichen, die positive Erfahrungen auf einer Theaterbühne machen. Sehr wichtig war uns vor allem, dass dieses Musiktheaterangebot auch kontinuierlich stattfinden sollte. So gibt es bei vielen Schülern schon eine langfristige Fokussierung ihrer Leistungen auf die nächste Produktion.

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“Jeder, der schon einmal große Projekte organisiert hat, weiß was das für die Entwicklung der jungen Künstler bedeuten kann. Wir könnten mittlerweile ein Buch schreiben über die positiven Begleiterscheinungen dieser Unternehmungen. Die ehemaligen Schüler die an den Produktionen beteiligt waren, kommen auch heute noch gern als Zuschauer zu den neuen Aufführungen. Diese Musicals begleiteten sie in ihrer Jugend und sie bedauern, nun nicht mehr direkt “dazu” gehören zu können.
Auch nach unserer letzten Aufführung waren alle Protagonisten sehr traurig und manche weinten, weil es nun vorbei war. Trotz der 11 Vorstellungen im Dezember 2009, in dem Monat wo die zeitliche Belastung besonders hoch ist, kommen solche Reaktionen von den Schülern. Wenn man entsprechende Angebote vorhält, weckt man ungeahnte Kräfte bei den jungen Menschen und man kann nicht von einer “Null-Bock-Generation” sprechen.
Jede Produktion ist immer wieder eine Herausforderung für alle, besonders im finanziellen Bereich. So konnten wir einige Musicals neben Einnahmen und Kreismitteln mit Unterstützung des Landes absichrn und andere mussten allein über die Einnahmen finanziert werden. Es bleibt somit bei allen Produktionen immer ein finanzielles Restrisiko. Letztendlich ist unsere Theaterwerkstatt ein bleibender Gewinn für uns alle. Entsprechend motiviert schauen wir in die zukünftigen Produktionen.”

Markus Biedermann
Leiter der Kreismusikschule Wittenberg

Gestaltung und technische Umsetzung Systemhaus Wittenberg